Thema

Die Fremdsprachenbildung durch die verschiedenen Schulstufen. Welche vertikale und horizontale didaktische Kohärenz? Welche Art von Zusammenarbeit? Beispiele, Projekte und Modelle an den Schweizer Schulen

Im Bereich der Fremdsprachenbildung ist der Übergang zwischen den verschiedenen Schulstufen in der Schweizer Pflichtschule eine Herausforderung, sowohl für die Lernenden, welche sich mit neuen Inhalten, Methoden und Arbeitsweisen konfrontiert sehen, als auch für die Lehrpersonen, welche verschiedene Sprachkompetenzen und Lernprozesse integrieren müssen.

Abgesehen von der pädagogischen und organisatorischen Komplexität, welche ein solcher Übergang mit sich bringt, kommen eine Vielfalt an Schul- und Bildungsakteuren hinzu (Lehrpersonen, Schulen, kantonale Schuldepartemente, pädagogische Hochschulen, Arbeitsgruppen, Forscher, usw.), die heute noch oft mit unterschiedlichen Erwartungen und Arbeitsweisen zu Werke gehen.

Sehr oft ereignet sich im Moment des Überganges zwischen Primarschule und Sekundarschule ein regelrechter Paradigmenwechsel. Während der Fremdsprachenunterricht in der Primarschule, gemäss Lehrplan und didaktischen Richtlinien, induktiv, kommunikativ, handlungsorientiert, spielerisch und wenig formal ist, oder zumindest sein sollte, ist der Unterrichtsansatz in der Sekundarschule formaler, deduktiv und explizit. Eben dieser Übergang führt zuweilen zu Divergenzen und Missverständnissen, welche teilweise von Vorurteilen herrühren, dass man in der Primarschule im Fremdsprachenunterricht zu wenig lerne und dass man in der Sekundarschule von null beginnen müsse.

Um diesen Fakten Rechnung zu tragen, wurden die neuen Schweizer Lehrpläne (LP21, PER, Tessiner Lehrplan) mit den entsprechenden methodologischen Weisungen und den Prinzipien herausgegeben, welche eine Kontinuität in der plurilingualen Fremdsprachenbildung beim Übergang zwischen den verschiedenen Schulstufen, und insbesondere von der Primar- zur Sekundarschule, gewährleisten. Um dieses Konzept zu fördern, haben verschiedene Schul- und institutionelle Akteure in den vergangenen Jahren neue Handbücher wie auch neue Bildungsmodelle mit integrierter Didaktik entwickelt und neue Unterrichtsmethoden im Fremdsprachenunterricht angewandt, welche die Aspekte der sprachlichen Integration und Progression im Gleichschritt mit einer Logik des Sprachentransfers und einer Entwicklung des sprachlich-kommunikativen Repertoires unterstützen. Auch die pädagogischen Hochschulen widerspiegeln diese Realität und fördern Studiengänge (Basislehrgänge und Weiterbildung) und Forschungs- und Entwicklungsprojekte, welche in die gleiche Richtung weisen.

Diese Arbeiten und Beiträge sind jedoch auf nationaler Ebene noch wenig bekannt. Darüber hinaus sind die Fragezeichen und die Schwierigkeiten seitens der Lehrpersonen und/oder Ausbilder ein Faktum, sich in den Schulen einen konkreten integrierten und mehrsprachigen Ansatz – wie bei den pädagogischen Hochschulen – anzueignen und umzusetzen, welcher eine didaktische Kontinuität zwischen den verschiedenen Schulstufen unterstützt. Die Debatten und Diskussionen in den verschiedenen Kantonen bezüglich Beginn des Fremdsprachenunterrichts und der zu befolgenden Reihenfolge (Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch) oder des Übergangs von der 7H zur 8H auf Sekundarstufe I, sind nur ein Beispiel dafür, dass sich die Veränderungen in der Fremdsprachenbildung sowohl auf vertikaler Ebene – in den verschiedenen Schulstufen – als auch auf horizontaler Ebene – bei den verschiedenen Fremdsprachen – auswirken.

Es scheint also durchaus angebracht, die pädagogische und didaktische Kontinuität im Fremdsprachenunterricht während der ganzen Pflichtschulzeit zu hinterfragen und vor allem zu verstehen, welches die geeignetste Anwendungsform zur Erreichung der schweizerischen Bildungsziele im Sprachenbereich ist (Wissen, Können, Handeln).

Mittels konkreten Situationen und empirischen Analysen beabsichtigt die „Tagung Plurilinguismus 2018“ (organisiert durch die SUPSI/DFA, die PHVS und ASPGR), sich den Methoden und Möglichkeiten einer didaktischen und pädagogischen Kohärenz in der Bildung der Sprachendidaktik und in der Sprachbildung während der Schulpflicht, insbesondere aber beim Übertritt in eine neue Schulstufe zu widmen.

Genauer gesagt, bietet die Tagung eine Betrachtungsweise der erwähnten Problematik anhand vier verschiedener Schwerpunktbereichen:

  • Der didaktische Ansatz: welche Unterrichtsmethoden erlauben es, die Qualität beim Übertritt zwischen den Schulstufen und den Kompetenztransfer zwischen verschiedenen Sprachen beizubehalten/zu verbessern?
  • Die Unterrichtsmittel: welches ist die Rolle der Unterrichtsmittel bei der Entwicklung einer pädagogischen Kontinuität und Kohärenz im Fremdsprachenunterricht während der Schulpflicht? Welche Beispiele?
  • Die Bewertung: welches sind die zu berücksichtigenden Kriterien (Bildungsaspekte, didaktische Inhalte, Kommunikationssituationen, usw.), um die Kompetenzen der Kommunikationsaktion und das mehrsprachige Repertoire der Lernenden in einer Perspektive der horizontalen Integration wie auch der vertikalen Progression zu bewerten, und dies sowohl formativ wie auch summativ? Und wie soll man die Unterrichtsmethoden und die Unterrichtsmittel hinsichtlich dieser Aspekte bewerten?
  • Die Koordination: welches ist im allgemeinen die Rolle der Koordination und des Austausches zwischen den Schulen und den verschiedenen Schulakteuren hinsichtlich der Förderung einer integrierten Fremdsprachenbildung? Welche Schwierigkeiten? Welche Beispiele?

Die „Convegno Plurilinguismo 2018“, welche sich an Lehrpersonen richtet , aber auch an Ausbilder und Forscher, die in der Didaktik der Fremdsprachen und der Mehrsprachigkeit tätig sind, und an alle anderen interessierten Personen, bietet die Möglichkeit, Beispiele, Projekte und Modelle der kohärenten Progression zwischen den verschiedenen Schulstufen der Schweizer Pflichtschule hervorzuheben und diese bekannt zu machen; auf diese Weise sollen konkrete empirische Situationen und Aspekte, sowie theoretischere Elemente und Aspekte im Sinne eines Austausches und Diskussion verglichen werden.